Am 12.01.2010 wurde Haiti von einem schwe­ren Erdbe­ben getrof­fen, welches weit über 200.000 Mens­chen­le­ben forderte. @fire war die erste deuts­che Such- und Rettung­sei­nheit vor Ort. Im Folgen­den wird der Ablauf des @fire-Einsatzes in Haiti, beis­pi­e­lhaft für Such- und Rettung­seinsätze, chro­no­lo­gisch dargestellt.

Diens­tag, 12.01.2010 22:53 MEZ

Ein Erdbe­ben der Stärke 7,0 Mw trifft Haiti, eines der ärms­ten Länder der Welt. Am stärks­ten betrof­fen sind die etwa 3 Milli­o­nen Mens­chen in den Städ­ten Grand Goave, Port-au-Prince, Carre­four und Leogane.

Mittwoch 13.01.2010 08:31 MEZ

@fire alar­mi­ert seine Mitgli­e­der per SMS mit Abfrage der Verfüg­bar­keit für einen zwölftä­gi­gen Einsatz in Haiti . Es melden sich insge­samt 25 Mitgli­e­der kurz­fris­tig verfüg­bar. Paral­lel erkun­det der @fire-Führungsstab Flugmö­gli­ch­kei­ten ins Katas­trophen­ge­biet. Eine deuts­che Flug­ge­sells­chaft bietet für den Folge­tag Trans­portmö­gli­ch­kei­ten in die Domi­ni­ka­nis­che Repu­blik, den Nach­bars­taat Haitis. Frühere Flüge sind nicht verfügbar.

Mittwoch 13.01.2010 17:00 MEZ

Die Ausrüs­tung wird im Gerä­te­la­ger in Osna­brück vorbe­rei­tet und für den Weiter­trans­port zum Flugha­fen München verla­den. Der Führungs­s­tab tritt mit dem Flugha­fen München in Kontakt, um die Zollab­fer­ti­gung der Ausrüs­tung abzus­tim­men. In der Nacht bricht das Einsatz­team nach München auf, wo es am Donners­tag­mor­gen gegen sechs Uhr eintrifft.

Donners­tag 14.01.2010 08:15 MEZ

Nach Abwic­klung der Zoll­for­ma­litä­ten wird die Ausrüs­tung einge­checkt. Das Einsatz­team erhält ein detail­li­er­tes Brie­fing über Lage und Situ­a­tion vor Ort. Um 12:15 Uhr star­tet die Maschine in Rich­tung Domi­ni­ka­nis­che Republik.

Donners­tag 14.01.2010 21:50 UTC (22:50 MEZ)

Das Team landet auf dem Flugha­fen Punta Cana. Die Ausrüs­tung wird für den Weiter­trans­port in zwei Bussen vorbe­rei­tet. Der Konvoi bricht nach Santa Domingo auf, da nach Infor­ma­ti­o­nen der Verein­ten Nati­o­nen dort eine Luft­brücke nach Port-au-Prince einge­ri­ch­tet sein soll. Auf dem Weg nimmt @fire über die Virtu­elle Leits­telle der Verein­ten Nati­o­nen Kontakt zu einem pana­mais­chen Such- und Rettungs­team auf, welches auf der selben Route unterwegs ist.

Frei­tag 15.01.2010 03:30 UTC

Das Team trifft im Zivils­chutz­zen­trum in Santo Domingo ein. Zusätz­lich stoßen noch zwei finnis­che Mitgli­e­der eines UN-Erkun­dungs­te­ams dazu. Da die erwar­tete Luft­brücke noch nicht einge­ri­ch­tet ist, ents­ch­li­eßen sich die finnis­chen, pana­mais­chen und deuts­chen Team­lei­ter, in einem gemein­sa­men Konvoi auf dem Landweg nach Haiti zu gelangen.

Frei­tag 15.01.2010 10:30 UTC

Der Konvoi wird abfahr­be­reit gema­cht, nach­dem die Teams noch die benö­tig­ten Benzin- und Diesel­vor­räte beschafft haben.

Frei­tag 15.01.2010 21:18 UTC

Der Konvoi trifft im domi­ni­ka­nisch-haiti­a­nis­chen Gren­zort Jimani ein. Aufrund von Plün­de­run­gen darf der Konvoi nur unter Geleits­chutz von UN-Solda­ten weiter­rei­sen. Da die Strecke nach Eins­chät­zung des Militärs nachts zu gefähr­lich ist, kann die Grenze erst am Nächs­ten Morgen passi­ert werden. Auch ein Weiter­trans­port durch Hubs­ch­rau­ber des US-Militärs schei­det aufgrund der einset­zen­den Dunke­lheit aus.

Das Team muss die Nacht in Jimani verbrin­gen. Dort unterstützt das medi­zi­nis­che Perso­nal des Teams in einem örtli­chen Hilfs­kran­ke­nhaus bei der Behan­dlung von Opfern, die aus Haiti in die Kran­ke­nhäu­ser der Grenz­re­gion gebra­cht werden.

Dabei werden Kinder in Not-Opera­ti­o­nen behan­delt und ihre Frak­tu­ren, sowie Schnitt- und Quets­ch­ver­let­zun­gen versorgt. Die @fire-Rettungsassistenten und Ärzte arbei­ten bis 3 Uhr morgens.

Sams­tag 16.01.2010 1235 UTC

Das Such- und Rett ungs­team von @fire trifft als erste deuts­che Einheit in Port-au-Prince ein. Die Einsatz­lei­tung der Verein­ten Nati­o­nen bittet darum, umgehend Einsatz­be­reits­chaft herzus­tel­len. Während zwei @fire-Helfer das Basis-Camp aufbauen, erhält das restli­che Einsatz­team den Auftrag, ein im Stadt­kern gele­ge­nes Univer­sitäts­gebäude nach Über­le­ben­den abzusuchen.

Sams­tag 16.01.2010 1330 UTC

An der Univer­sität ist ein spanis­ches Rettungs­team tätig, welches die Suche nach Über­le­ben­den bereits abges­ch­los­sen und mit Räumar­bei­ten begon­nen hat.

Nach Rücks­pra­che mit der UN-Einsatz­lei­tung werden nahe­ge­le­gene Kinder­gar­ten, Wohnhäu­ser und eine Textil­fa­brik abge­su­cht. In der Fabrik sollen bis vor kurzem Geräus­che gehört worden sein. Bei der inten­sive Suche mit biolo­gis­cher und tech­nis­cher Ortung kommen neben der Rettungshun­den auch ein Kern­bohr­gerät und eine Endso­kop­ka­mera zum Einsatz. Die vermis­s­ten Fabrik­mi­tar­bei­ter können nur noch tot aufge­fun­den werden. Der @fire-Bauingeneur klärt den Fabrik­bei­trei­ber über weitere Eins­turz­ge­fah­ren auf, um weitere Opfer zu vermeiden.

Auf Grund von Sicherheits­be­den­ken, müssen um 16 Uhr alle Such- und Rettungs­te­ams zurück ins militär­bewa­chte Basis-Camp. Dort kommen am Abend alle Team­lei­ter der inter­na­ti­o­na­len Such- und Rettung­sei­nhei­ten zur Lage­bes­pre­chung zusam­men. Die Lage wird bespro­chen und Einsat­zauf­träge für den Folge­tag verteilt.

Sonn­tag 17.01.2010 700 UTC

Das @fire-Team hat den Auft rag zur Erkun­dung des „Sektors 23“, einem Stadt­teil von Port-au-Prince. Der Trans­port ins Einsatz­ge­biet erfolgt durch indis­ches UN-Militär. Bei dem soge­nann­ten „Area Asses­s­ment“ wird das Gebiet nach Scha­dens­s­tel­len und Vers­chüt­te­ten abge­su­cht sowie das allge­meine Scha­dens­bild erkun­det. Hier­bei wird insbe­son­dere die Bevöl­ke­rung vor Ort befragt, um gezi­elte Hinweise auf Vermis­ste zu erhalten.

Aufgrund von Hinwei­sen werden mehrere Schu­len inten­siv abge­su­cht. Es können jedoch keine Über­le­ben­den gefun­den werden.

Eine Erkun­dung in einem Slum muss wegen Sicherheits­ri­si­ken abge­bro­chen werden.

Am späten Nach­mit­tag ist der Sector 23 abge­su­cht und @fire kann der UN-Einsatz­lei­tung melden, dass hier keine weite­ren Rettung­sar­bei­ten anstehen. Die schnel­len Rück­mel­dun­gen sind wich­tig, da die weite­ren Kräfte somit auf andere Gebi­ete konzen­tri­ert werden können und im abge­su­ch­ten Gebiet der Wiede­rauf­bau einge­lei­tet werden kann.

Sonn­tag 17.01.2010 1900 UTC

Beim Team­lei­ter­me­e­ting wird bekannt gege­ben, dass 90 % der Stadt­flä­che von Port-au-Prince abge­su­cht sind. Mittlerweile sind über 60 inter­na­ti­o­nale Such- und Rettungs­te­ams im Einsatz, welche als Gesam­tleis­tung bereits über 130 Mens­chen aus den Trüm­mern retten konnten.

Montag 18.01.2010 0700 UTC

@fire bleibt an diesem Morgen als Verstär­kungs­team für eine ameri­ka­nis­che Einheit in Bereits­chaft. Der Team­lei­ter von @fire beri­ch­tet auf einem Koor­di­ni­e­rung­tref­fen des Ausär­ti­gen Amtes der Bundes­re­pu­blik Deuts­ch­land von der Lage. Die Erkun­dung­ser­geb­nisse des Such- und Rettungs­te­ams von @fire sind wich­tig für andere Hilf­sor­ga­ni­sa­ti­o­nen, welche sich auf die lang­fris­tige huma­nitäre Hilfe und den Wiede­rauf­bau konzentrieren.

Montag 18.01.2010 1500 UTC

Ein belgis­che Such- und Rettungs­team bietet Mögli­ch­kei­ten für einen Rück­trans­port mit der belgis­chen Luftwaffe ab Port-au-Prince an. Der @fire-Teamleiter ents­chei­det sich nach Rücks­pra­che mit der Einsatz­lei­tung der Verein­ten Nati­o­nen für den Rück­trans­port. Das gesamte Stadt­ge­biet ist abge­su­cht, die Rettung­sar­bei­ten nahezu vollstän­dig abgeschlossen.

Montag 18.01.2010 2342 UTC

Das Flug­zeug der belgis­chen Luftwaffe steht für den Rück­trans­port bereit. Die Ausrüs­tung wird verla­den. Das Flug­zeug muss in Puerto Plata (domi­ni­ka­nis­che Repu­blik) zwis­chen­lan­den, da die Pilo­ten ihre maxi­male Flug­zeit errei­cht haben. Das Einsatz­team von @fire nutzt den Stopp für die erste Einsatznachbesprechung.

Mittwoch 21.01.2010 02:15 MEZ

Nach einem Zwis­chens­topp in Gander (Neufun­dland) kommt das Team auf dem Militär­flugha­fen Brüs­sel an. Der Führungs­s­tab von @fire hat die Rück­kehr vorbe­rei­tet, das Einsatz­team erhält ein Debri­e­fing. Danach werden die Helfer mit Bussen nach Hause gefahren.