Säch­sis­che Schweiz, Südfran­kreich, Portu­gal und Bran­den­burg waren nur einige Orte, bei denen Jan Südmer­sen 2022 im Einsatz zur Vege­ta­ti­ons­brand­bekämp­fung war. Der Osna­brüc­ker Berufs­feu­erwehr­mann ist der stell­ver­tre­tende Vorsit­zende des Arbeits­krei­ses Wald­brand des Deuts­chen Feuerwehr­ver­ban­des und Vorsit­zen­der der nichts­ta­a­tli­chen Hilf­sor­ga­ni­sa­tion @fire. In der aktu­el­len Ausgabe der DFV-Fort­bil­dungs­reihe „DFV direkt“ gewährte er mehr als 730 Inte­res­si­er­ten einen umfas­sen­den Rück­blick auf den Wald­brand­som­mer 2022. Auch für Fragen aus dem Publi­kum stand Südmer­sen zur Verfügung.

„Im europäis­chen Ausland gibt es spezi­a­li­si­erte Tech­nik für die Vege­ta­ti­ons­brand­bekämp­fung – auch wenn sie für unsere Verhält­nisse ungewohnt spar­ta­nisch wirkt. In Fran­kreich gibt es Wald­brandzüge, die im ganzen Land iden­tisch aufge­baut und ausge­bil­det sind. Diese Einhei­tli­ch­keit haben wir in Deuts­ch­land leider nicht“, gab er Einblicke in die inter­na­ti­o­na­len Erfah­run­gen. Für die Erkun­dung empfahl Südmer­sen, „früh­zei­tig ein Auge in der Luft“ zu haben: Bereits mit einer einfa­chen Drohne auf dem ersten Einsatz­leitwa­gen könne sich der Einsatz­lei­ter einen Über­blick verschaffen.

„Im Vorfeld Gedan­ken machen“ war die Empfeh­lung des Refe­ren­ten für die Objekts­chutz­tak­tik. Ein Wald- oder Flächen­brand könne sich auch auf Siedlun­gen und Häuser ausbrei­ten. In der Regel kenne man seinen Bereich und wisse, wo beis­pi­elsweise Camping­plätze und Aussi­e­dlerhöfe liegen. „Sollte ein Wald­brand in eine Siedlung hinein­lau­fen, hängt es auch von den Vorbe­rei­tun­gen der Hausei­gentü­mer ab, ob ihr Haus vertei­digt werden kann oder aufge­ge­ben werden muss“, so Südmersen.

Der Experte plädi­erte für eine bunde­sei­nhei­tli­che Ausbil­dung im Bereich Taktik wie etwa das Handlungs­s­chema „AFFEN“. Es bedeu­tet Anker­punkt setzen, Flan­ken in Rich­tung Front aufrol­len, Front angrei­fen, eindäm­men und sichern sowie Nachlös­char­bei­ten durchfüh­ren. Die Kontrolls­chwel­len, die über die Flam­menlänge defi­ni­ert werden, seien nicht bunde­sei­nhei­tlich gere­gelt. Während bis zu 1,5 Metern noch ein fron­ta­ler Angriff möglich und sinn­voll sei, seien bei größe­ren Flam­menlän­gen ein Flan­ke­nan­griff durch­zufüh­ren und ab 3,5 Meter langen Flam­men nur noch defen­sive Takti­ken einzu­set­zen, um die Sicherheit der Feuerweh­ran­gehö­ri­gen zu gewährleisten

„Es wird schlim­mer werden!“ lautete das absch­li­eßende Fazit des Dozen­ten. Das Brand­verhal­ten aus Südeu­ropa werde in den Norden wandern. Daher empfahl er, dass sich die Feuerweh­ren in Deuts­ch­land auf die Vege­ta­ti­ons­brand­bekämp­fung vorbe­rei­ten sollen. Infor­ma­ti­o­nen zum Thema bieten die DFV-Fachemp­feh­lun­gen „Sicherheit und Taktik im Vege­ta­ti­ons­bran­dein­satz“ sowie „Luftfahrzeugeinsatz/Aerial Fire­figh­ting Air Opera­ti­ons für und durch die Feuerwehr“, die unter www​.feuerwehr​ver​band​.de/​f​a​c​h​l​i​c​h​e​s​/​p​u​b​l​i​k​a​t​i​o​n​e​n​/​f​a​c​h​e​m​p​f​e​h​l​u​n​g​en/ zum Herun­ter­la­den bereit steht. Auch @fire hat Empfeh­lun­gen etwa zur Persön­li­chen Schut­zausrüs­tung und Gerä­ten zur Vege­ta­ti­ons­brand­bekämp­fung veröffentlicht.