Am vergangenen Samstag fand in Filderstadt das 11. Fachsymposium Wipfelfeuer, organisiert von @fire - Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e. V., statt. Mit 650 Teilnehmenden, 16 teils internationalen Referenten und 70 Ausstellenden war es das bisher größte und erfolgreichste Wipfelfeuer.
Das Symposium lockte Feuerwehrkräfte, Bevölkerungsschützer und Forstwirte, spezialisierte Hersteller und Ausrüster sowie Experten aus Österreich, Liechtenstein, Luxemburg, den Niederlanden, Argentinien, Portugal, den USA, der Schweiz, Spanien und Kroatien an. Die Veranstaltung bot damit eine einzigartige Plattform für den internationalen Austausch und die Weiterentwicklung der Vegetationsbrandbekämpfung.
Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister Baden-Württembergs, betonte in seinem Grußwort als Schirmherr die Relevanz des Themas:
„Das Symposium ist eine erstklassige Fachveranstaltung, die sich mit der Wald- und Flächenbrandbekämpfung einem äußerst relevanten Thema widmet. Auch wenn wir in Baden-Württemberg bisher erfreulicherweise von größeren Wald- und Vegetationsbränden verschont geblieben sind - die teils verheerenden Brände in anderen Ländern und im europäischen Ausland zeigen uns, welche dramatischen Auswirkungen der Klimawandel mit den immer heißeren und trockeneren Sommern haben kann. Darauf müssen und wollen wir vorbereitet sein!“
Schirmherr Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister Baden-Württembergs
Schirmherr Dr. Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, und Vizepräsident Stefan Hermann unterstrichen die Notwendigkeit, sich auf zukünftige Herausforderungen einzustellen:
„Bedingt durch den Klimawandel müssen wir in absehbarer Zeit auch in unseren Breitengraden vermehrt mit Wald- und Vegetationsbränden rechnen. Diese Brände können zudem schneller und stärker ausfallen, als wir es vielleicht bisher erlebt haben. Die Folge können Einsatz-Szenarien sein, wie wir sie bislang nur aus dem Fernsehen in Portugal, Kroatien oder Griechenland kennen. Wir Feuerwehrleute antizipieren solche Entwicklungen genau – und suchen Mittel und Wege, wie wir auch diese neuen Gefahren und Risiken „in den Griff“ bekommen können.“
Schirmherr Dr. Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, und Vizepräsident Stefan Hermann
Jan Südmersen, Vorsitzender von @fire, hob die Bedeutung der kontinuierlichen Vorbereitung hervor:
„Auch wenn der Angriffskrieg in der Ukraine und andere tagesaktuelle Ereignisse das Thema „Vegetationsbrände“ hier und da in den Hintergrund drücken, der nächste Sommer, die nächste Dürreperiode, der nächste heiße, windige und sonnige Tag kommt bestimmt und damit die Herausforderung eines hochdynamischen Schadensereignisse. Mit Erleichterung kann festgestellt werden, dass die Feuerwehr Deutschland mit ihren 16 Bundesländern sich so langsam in Bewegung setzt und in den Feuerwehren die Ausbildung angepasst wird, neue Schutzausrüstung und Fahrzeugtechnik beschafft wird und man sich vermehrt bei Einsatzplanungen und Übungen mit dem Thema beschäftigt.“
Jan Südmersen, Vorsitzender von @fire
Umfangreiches Vortragsprogramm und praxisorientierte Workshops
Das Symposium gliederte sich in zwei Vortragsteile. Der erste Teil, „Der Blick nach Innen“, beleuchtete unter anderem die Zukunft der Vegetationsbrandbekämpfung in Deutschland und Europa. Referenten wie Prof. Dr. Johann Georg Goldammer, Prof. Hermann Schröder, Jan Südmersen und Detlef Maushake sowie Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf gaben Einblicke in aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen.
Der zweite Teil, „Über den Tellerrand geschaut“, ermöglichte den Teilnehmern, von internationalen Experten wie Simon Friz, Leiter des EU-Waldbrandmoduls der Feuerwehr Bonn, Peter Zbinden aus der Schweiz, Jelmer Dam und Edwik Kok aus den Niederlanden, Juan Caamaño aus Spanien sowie Chief Brian Estes und Dave Sapsis aus Kalifornien (USA) zu lernen. Themen wie die Vegetationsbrandbekämpfung in schwer zugänglichen Geländen, operative Herausforderungen in Nordwesteuropa, die Feueranalyse im Einsatz sowie ein Einblick in die Vegetationsbrandbekämpfung in Kalifornien standen im Fokus.
Zusätzlich boten praxisorientierte Workshops wertvolle Einblicke und Trainingseinheiten, darunter den Umgang mit Löschrucksäcken, Schläuchen und Handwerkzeugen sowie die Taktik und Führung in der Vegetationsbrandbekämpfung.
Kooperationen mit DLR und CAL FIRE sowie zur Feueranalyse verkündet
Im Rahmen des Wipfelfeuers hat das DLR Institut für Optische Sensorsysteme und @fire die Zusammenarbeit im Bereich der Erprobung von luftgestützten Kamerasystemen zur Anwendung bei Vegetationsbränden bekanntgegeben. Die Kooperation erfolgt im Rahmen des Optical Technologies for Situational Awareness Lab (OPTSAL) und dient dazu, die beim DLR vorhandenen Technologien zur Echtzeitkartierung mit MACS-Kamerasystemen (Modular Aerial Camera Systems) zu evaluieren, weiterzuentwickeln und zu transferieren. Des Weiteren soll ein Daten-, Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb der jüngst gegründeten gemeinsamen Arbeitsgruppe stattfinden. Ziel der Gruppe ist ein differenziertes Konzept zum Einsatz von MACS in bemannten und unbemannten Luftfahrzeugen für den Use Case „Vegetationsbrandereignis“.
Ebenso wurde eine Kooperation von @fire und CAL FIRE, dem California Department of Forestry and Fire Protection, zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch bekanntgegeben, was die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit in der Vegetationsbrandbekämpfung unterstreicht.
Eine weitere Kooperation, die im Rahmen des Wipfelfeuers vorgestellt wurde, ist „Feueranalyse Germany“. Das Ziel des Gemeinschaftsprojekts zwischen @fire, dem Waldbrandteam und der Fachgruppe Vegetationsbrand der Feuerwehr Fernwald ist es, relevante Parameter und Lagebeurteilungsinstrumente zu definieren, ein spezialisiertes Team von Feuer- und Wetteranalysten weiterzuentwickeln und somit die Vorhersage und Lagebeurteilung zu verbessern. Diese Experten sollen zukünftig die Einsatzunterstützung bei taktischen Einschätzungen für größere Einsatzlagen übernehmen.
Zudem konnte die gemeinsame Fachempfehlung „Löschmannschaften“ von @fire, dem Waldbrandteam und den Spezialisierten Kräften Vegetationsbrand (SKV Nordost) der Feuerwehr Zehdenick zur Ausstattung und Ausbildung von spezialisierten Einheiten zur Vegetationsbrandbekämpfung im Rahmen des Fachsymposiums vorgestellt werden. Sie steht unter www.at-fire.de/veroeffentlichung-kategorie/fachempfehlung/ zum Download bereit.
Dank an Unterstützer
Ein besonderer Dank gilt dem Innenministerium Baden-Württemberg und dem Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg als Schirmherren sowie der Feuerwehr und Stadt Filderstadt für ihre tatkräftige Unterstützung. Ebenso danken wir allen Ausstellern, Referenten und dem Waldbrandteam für ihre wertvolle Mitwirkung.
Das Organisationsteam um Florian Jerge und Nicolas Neumann resümierte:
„Mit großer Motivation haben wir das Thema Vegetationsbrandbekämpfung weiter gefestigt und den internationalen Austausch gefördert. Das 11. Fachsymposium Wipfelfeuer war ein großer Erfolg und setzte neue Maßstäbe für die zukünftige Zusammenarbeit und Entwicklung in der Vegetationsbrandbekämpfung.“
Florian Jerge und Nicolas Neumann, @fire
Das Wipfelfeuer wird regelmäßig von @fire - Internationaler Katastrophenschutz organisiert, einer gemeinnützigen Hilfsorganisation, die seit 2002 weltweit schnelle Nothilfe nach Naturkatastrophen leistet. Seit mehr als 20 Jahren ist die anerkannte Hilfsorganisation in der Bekämpfung von Vegetationsbränden im In- und Ausland aktiv. Das erste Wipfelfeuer fand 2007 in Frankfurt am Main statt.