Dieser Artikel sorgt für Furore und Empörung im (feuerwehrrelevanten Teil des) Internets.
Die Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden obliegt überwiegend ehrenamtlichen Kräften und es ist hier unbedingter und uneingeschränkter Respekt vor deren Einsatzswillen, Motivation und Leitungen zu zollen. Formulierungen wie „Brandhelfer“ sind hier nicht hilfreich und das gewollte (?) Herabsetzen ehrenamtlicher Strukturen verurteilen wir.
Auch gibt es nach den Waldbränden in 2018 zahlreiche Initiativen auf den verschiedenen politischen und fachlichen Ebenen gegeben, die sich mit Verbesserungen in Ausbildung und Ausstattung befassen. Die Umsetzung dauert halt im föderalen System etwas.
Der Artikel kann aber auch Anlass dazu geben, die Lehren der Vergangenheit und die Bedrohungen der Zukunft genauer zu betrachten und die Feuerwehren dementsprechend aufzustellen. Was ist, wenn wir in 10 Jahren zurückblicken und sagen: „Ja, 2018/19 da fing es an. Und von da an wurde es nicht mehr besser“. Was ist, wenn die Waldbrände von 2018/19 zur Normalität werden…
Grafik: DWD
Es vergeht kein Tag, an dem nicht neue Vorschläge gemacht werden, wie die Feuerwehren verbessert werden müssten. Auch wir haben hier sehr genaue Vorstellungen, die unter anderem darauf basieren, dass wir pro Jahr bis zu 1000 Feuerwehrleute ausbilden (mehr können wir trotz entsprechender Anfragen beim besten Willen nicht leisten) und daher ziemlich genau wissen, wo der Schuh drückt.
Ein wesentlicher Punkt ist die Ausbildung von Führungskräften. Dies fängt beim Gruppenführer an, der im Erstangriff die richtigen Prioritäten setzen muss, um mit den meist begrenzten Mitteln eine weitere Ausbreitung zu verhindern und dabei die Sicherheit der Einsatzkräfte im Fokus zu halten (kein Baum, kein Wald ist es Wert, das Leben von Feuerwehrleuten dafür zu riskieren!) und hört bei der Ausbildung von Einsatzstäben auf, die auch große Waldbrandlagen effektiv managen und auch ungewöhnliche Einsatzmittel kennen und anfordern sollten. In diesem Bereich - so das Feedback an uns - scheint es noch deutlichen Nachholbedarf zu geben.
AFFF: Eines von mehreren taktisches Grundschemata für den Erstangriff
Ein anderer Punkt, für den wir zeitnah Lösungen finden müssen sind die Brände in munitionsverseuchten Bereichen. Das ist ein flächendeckendes Problem in Deutschland, ganz gewiss nicht da der anliegenden Kommunen. Wir haben nicht nur Truppenübungsplätze diverser Streitkräfte, wir hatten auch einen Weltkrieg, der quer über das Land gezogen ist und uns auch an unerwarteten Stellen überrascht - siehe den Waldbrand im märkischen Kreis 2018. Wie die Lösung aussieht, wenn es sie gibt - da gibt es viele Ansätze: Panzer, geschützte Löschfahrzeuge, ferngesteuerte Drohnen zum Wundstreifen anlegen und löschen, taktischer Feuereinsatz etc. etc. Wir sind uns jedoch sicher, dass gerade Deutschland als eine der führenden Industrienationen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz hier Lösungen finden könnte, wenn der Wille (und die Mittel) da wären.
All diese Vorschläge haben eins gemeinsam: Sie kosten Geld. Ob es nun neue Löschfahrzeuge, neue leichte Schutzkleidung, verbesserte Ausbildung oder auch 10 neue Hubschrauber sind. Und an dieser Stelle wäre es einfach klasse, wenn die über eine Million deutscher Feuerwehrangehörigen gegenüber den Geldgebern in den Kommunen, Ländern und beim Bund dies auch mit möglichst lauter und vereinter Stimme vortragen. Gelingt es uns nicht, unser Anliegen hier deutlich zu überbringen, werden wir den Herausforderungen von Morgen mit den Möglichkeiten von Gestern gegenüber stehen.
Jan Südmersen
Vorsitzender @fire